Filmpremiere "Weil Du mir gehörst" im Rahmen der Filmfestspiele München 2019
Ein Bericht von der Premiere des Films "Weil Du mir gehörst" am 01.07.2019 im Rio 1 im Rahmen der Filmfestspiele München von Franz Kohl
04.07.2019
Als Vorstand des VäterNetzwerk München (VNM) sowie als Mitglied des Väteraufbruch für Kinder München (VAfK München) waren ich und weitere Mitglieder von VNM und VAfK von der FFP New Media GmbH zur Filmpremiere eingeladen worden - wofür wir uns auch an dieser Stelle noch einmal herzlichst bedanken möchten!
Ich nahm die Einladung zwar gerne an, ging am Premierentag jedoch mit gemischten Gefühlen hin - hatte ich doch ein wenig die Befürchtung, dass ich durch den Film an viele eigene unschönen Erlebnisse aus der Vergangenheit erinnert werden würde.
Gleichzeitig war ich jedoch neugierig, wie der Film die Problematik vermitteln würde, und wie nahe er meinen eigenen realen Erfahrungen - wie auch den im Rahmen unserer Selbsthilfegruppe geschilderten Erfahrungen anderer Betroffener - kommen würde.
Kurz vor Filmbeginn sah ich noch einige bekannte Gesichter aus den VAfK-Selbsthilfegruppen-Treffen.
Während des Films herrschte gespannte Ruhe im Filmsaal. An so mancher Stelle vernahm man jedoch auch zustimmendes Raunen im Saal, welches vermutlich von Besuchern mit eigenen (negativen) Erfahrungen stammte. Der Film endet mit einem - so nenne ich es mal - vorsichtig positivem Ausblick auf die Zukunft; wie es jedoch langfristig für die Tochter (wie letztlich auch für die Eltern) weitergehen wird, ist völlig offen. Mehr dazu weiter unten beim zweiten Kritikpunkt.
Nach dem Film hatte ich auch die Gelegenheit mit den beiden Hauptdarstellern zu sprechen: Felix Klare und Julia Köschitz
Ich habe mich bei beiden herzlichst dafür bedankt, dass sie mit ihren im deutschen Film doch sehr bekannten Gesichtern dem Film und diesem heiklen Thema eine gewisse Bekanntheit und Verbreitung garantieren.
Besonders mit Felix Klare konnte ich mich etwas länger unterhalten, und da er selbst Vater von 4 Kindern ist, konnte er sich in die Thematik bzw. die Gefühle eines Vaters im Film wohl sehr gut hinein versetzen. Er stimmte mir zu, dass es wichtig ist, diese Problematik den Menschen (und insbesondere den Professionen) in Deutschland zu vermitteln, so dass in hoffentlich nicht allzu ferner Zeit die längst überfälligen Reformen im Familienrecht umgesetzt werden.
Auch mit dem Regisseur des Films, Alexander Dierbach, konnte ich sprechen. Ich vermittelte ihm, dass durch den für den zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon "erfolgreich" entsorgten Vater überraschend positive OLG-Urteil dem Zuschauer ohne eigene Erfahrungen fälschlicherweise vermittelt werden kann, dass sich ja am Ende (an deutschen Familiengerichten) doch alles zum Guten wendet - was zwar für die vielen Tausend betroffenen Väter wünschenswert wäre, aber leider derzeit in Deutschland absolut unrealistisch ist. Ich regte eine Texteinblendung zu den aktuell tatsächlichen Verhältnissen in Deutschland gleich zu Beginn des Abspanns an, und Herr Dierbach nahm die Anregung interessiert auf.
Einige VAfK-Mitglieder hatten sich bereits im Vorfeld für nach der Premiere für ein Treffen in einer nahen Gaststätte verabredet. Wir sprachen natürlich auch über den Film, und waren uns einig, dass er schon sehr nah an die derzeitige Realität in Deutschland kommt.
Es gab nur zwei Szenen im Film, bei denen jeder von uns mit entsprechenden Erfahrungen innerlich den Kopf schüttelte:
1. Die Beratungsgespräche im Jugendamt
Wir waren uns einig, dass wir Väter in der Realität beim Jugendamt bei weitem nicht so offen und hilfsbereit empfangen und beraten wurden. Im Gegenteil, in der Regel war es genau entgegengesetzt.
2. Der Verlauf der letzten Gerichtsverhandlung beim OLG
Der Verlauf war so wie Väter (selten auch Mütter), die vom anderen Elternteil zu entsorgen versucht werden, sich die Reaktion von RichterInnen wünschen würden, und wie es der ehemalige Richter Rudolph (der auch das Filmteam beraten hat) im Rahmen des Cochemer Modells aktiv vorgemacht hat. Leider ist dies unserer Schätzung nach zu über 95% eine Fiktion in Deutschland, den in den meisten Fällen agieren und entscheiden die RichterInnen eher zugunsten des mütterlichen Elternteils bzw. des Elternteils, bei dem die Kinder ihren sogenannten Lebensmittelpunkt haben (wohnen).
Mein Fazit, welches sich mit dem der anderen VAfK-Mitglieder weitestgehend deckt: abgesehen von den beiden sehr unrealistischen Szenen ein sehr gelungener Film zu diesem menschlich und sozial extrem schwierig zu vermittelnden Thema.
Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Menschen in Deutschland diesen Film zum geplanten Sendetermin im Herbst 2019 sehen werden, um den Menschen diese seit Jahrzehnten in Deutschland schwelende Ungerechtigkeit bewusst zu machen und damit auch mittel- bis langfristig ein Umdenken in den Professionen (Richter, Anwälte, Jugendamt, etc.) und die längst überfälligen Verbesserungen im Familienrecht (Wechselmodell/Doppelresidenz, Mediation anstatt unfairer und kindes-schädlicher Gerichtsurteile, Umgang auf Augenhöhe, faireres Unterhaltsrecht, etc.) zu erreichen.
Franz Kohl
Mitglied des Vorstands
VäterNetzwerk München e.V.
Trailer zum Film:
https://youtu.be/l3c8Ncw0qLI
Mehr zum Film:
https://www.crew-united.com/de/Weil-du-mir-gehoerst__246435.html
Impressionen von der Filmpremiere:
siehe Bilderstrecke
(Copyright: Franz Kohl)